Mittwoch, 30. Januar 2008

Lunchbreak


Eine vor allem im unmittelbaren Verwandtschaftskreis immer wieder gern gefragte Frage an mittlerweile flügge gewordene Sprößlinge lautet ja bekanntlich: "Sag mal Junge, was ißt du denn eigentlich so?" Und je exotischer der Aufenthaltsort, umso spannender natürlich die Beantwortung dieser Frage. Während die münchner Universitätsgastronomie mir lediglich die Möglichkeit bietet, mich mit dem täglich wechselnden und doch immer wieder gleichen Mensafraß zu vergiften, hat man hier im Mutterland der Franchises natürlich ganz andere Auswahloptionen.

Direkt auf dem Campus gibt es zwei primäre Futterkrippen, im örtlichen Sprachgebrauch "Food Courts" genannt, das Jester City Limits und die Union Building Food Outlets. Das erste hat noch am ehesten Kantinencharakter, nur dass es eben die sieben wechselnden Gerichte an jedem Tag gleichzeitig gibt, unter anderem bei Wok Across Texas, Austin Blues BBQ, Healthy Choice Deli und Spud Lane. Ich habe noch nicht alles dort ausprobiert, aber schon als kleine Gemeinsamkeit die Vorliebe für die Verwendung von Fett erkannt.

Das ist natürlich ganz anders bei der Texas Union (nur etwa drei Minuten von meinem Büro entfernt, so dass nicht zu viele wertvolle Kalorien auf dem Weg verschwendet werden), wo man aus einem reichhaltigen Angebot von (neben anderen) Wendy's (so was wie McDonald's nur in lecker), Taco Bells (so was wie McDonald's nur auf mexikanisch) und Chick-Fil-A (so was wie McDonald's, aber nur mit Hühnchen) und Quiznos (sowas wie Subway) auswählen kann. Selbstverständlich gibt es hier wie dort ein Starbuck's (sowas wie... äh... Starbucks).

Wem das an Optionen noch nicht ausreicht, der kann auch die Guadalupe-Street betreten, die den Campus im Westen begrenzt (sowas wie die Amalien- Türken- und Schellingstraße zusammen), dort gibt's dann noch mal etwa 50 Restaurants. Ich war heute mit zwei Kollegen sehr lecker thailändisch essen. Guten Appetit.

Dienstag, 29. Januar 2008

Kurse, Dichter, Boulder

Auch heute nicht viel los, aber noch gebe ich das tägliche Schreiben nicht auf. Nach meinen Kursen gab es eine Dichterlesung mit dem Dichter B. H. Fairchild, der sich anscheinend vor allem dadurch auszeichnet, dass er so oft ausgezeichnet wurde. Die Lesung war aber ganz nett, und es wurde dankenswerter Weise auf die anschließende Fragerunde ("Wie kommen Sie eigentlich auf Ihre Gedichte?" - "Wie viel an Ihren Gedichten ist eigentlich autobiographisch?") verzichtet. Danach hab ich mir dann noch die Finger im Boulderraum langgezogen, und dabei auch tatsächlich mal einen Boulder bis zum Ende geklettert. Ist halt doch nur alles eine Frage der Atemtechnik.

Montag, 28. Januar 2008

Im Westen nicht viel Neues

Ein eher unaufregender Tag heute, den ich vollständig an der Uni verbracht habe. Am Morgen gab es eine Orientierung für International Scholars, die für mich weitgehend zu spät kam, da ich das meiste mittlerweile selbst herausgefunden habe, aber zumindest besitze ich jetzt einen Busfahrplan. Und es gab noch einmal Informationen zum Thema Texas Driver's Licence. Was mich daran erfreut hat, ist folgender double-bind: um in Texas ein Auto fahren zu dürfen, braucht man natürlich eine Driver's Licence. Um die zu bekommen, muss man nur einen kurzen Test machen, zuerst schriftlich, und dann praktisch, und dafür braucht man? Genau, ein eigenes Auto! "Windows kann das Programm nicht beenden. Bitte beenden Sie das Programm."
Ansonsten stand heute noch ein Vortrag auf dem Programm, im Rahmen der laufenden Bewerbung um eine Stelle in Victorian Studies. Hier findet das Vorsingen in Etappen statt, und das schon auf der Stufe der Assistant Professors, also gleich nach der Diss. Ganz schön competitive, dieses System.
Morgen diskutiere ich dann mit meinen Studies die Vor- und Nachteile von Drogenkonsum.

Sonntag, 27. Januar 2008

Reimer's Ranch, Day 2

Der Sommer ging heute weiter, und ich hatte mir schon gestern eine Mitfahrgelegenheit organisiert, so dass ich mich gegen elf mit James und Eric auf den Weg nach Reimer's Ranch machte. Eigentlich hatte ich erwartet, von den gestrigen Aktivitäten nicht platt zu sein, aber offensichtlich macht sich das viele Vorbereitungstraining vom Dezember nun bezahlt, denn es gelangen mir eine Reihe schöner Routen. Die Kletterei hier ist dem Training im Boulderraum sehr ähnlich, relativ kurze, sehr kräftige Passagen durch kurze Dächer und Überhänge. Da sehr viel los war und alle Kletterer hier weiterhin superfreundlich und hilfsbereit sind konnte ich fast jede Route im Flash begehen, ohne mich um das Einhängen oder Abbauen der Haken kümmern zu müssen. Ich werde diesbezüglich vollkommen verwöhnt sein, wenn ich nach Hause komme, also macht euch auf etwas gefasst!
Das Ergebnis ist, dass ich viel für mein Routenbuch zum Eintragen habe, dafür aber kaum noch genug Kraft, um die Hände über der Tastatur zu halten. Zum Fotografieren bin ich heute nicht gekommen, deshalb gibt es nur ein Fremdfoto von der klassischen Abhängeroute "Liposuction", mit der wir uns ganz zum Schluss noch das letzte bißchen Energie ausgepresst haben.

Samstag, 26. Januar 2008

Sommerklettern im Januar


Zuerst einmal muss man wohl noch einmal festhalten, dass das Wetter hier sehr sehr merkwürdig, oder zumindest äußerst wechselhaft ist. Gestern hatte es den ganzen Tag über geregnet und genieselt, mit Nebel und eisiger Kälte, so dass man sich ohne Handschuhe nicht aufs Fahrrad trauen konnte. Ich erwartete daher stündlich eine Mail von Thu, dass der Klettertrip am Samstag aus offensichtlichen Gründen abgesagt werden müsse. Die Mail kam nicht, und der nächste Tag erwies sich nicht nur als freundlich und sonnig, sondern noch dazu warm (max. 22 Grad)! Als wir im Klettergebiet ankamen (es ging wieder nach Reimer's Ranch), hatte die SOnne längst alle Felsen staubtrocken gemacht und den Rest des Tages liefen wir nur noch im T-Shirt herum. Wahrscheinlich schneit es morgen.

Ich hatte auf jeden Fall einen großartigen Klettertag. Der Teil des Gebiets, den wir diesmal aufsuchten, wies für einen Frankenkletterer nicht mahl zu knappe Höhen auf, so dass man sich nicht dauernd fragen musste, wer den die Haken in den Boulder gebohrt hatte. Die Routen die ich geklettert bin sind auch alle richtig super gewesen, schöne Löcher und Leisten im senkrechten bis stark überhängenden, festen Fels, mit abwechslungsreichen Bewegungen. Vom Stil her eine Mischung aus fränkischen und mediterranem Kalk.


Die Klettercommunity zeigte sich auch heute wieder sehr freundlich und aufgeschlossen, wie es aussieht, habe ich auch für morgen wieder jemanden gefunden, der mich mit raus nimmt. Meine Ausdauer war schon deutlich besser als am letzten Sonntag, mal sehen, wie viel davon morgen noch übrig sein wird. Aber das ist der Vorteil von unbekannten Gebieten: man kann mit viel Genuß viele leichte Touren klettern, da sie alle neu sind.


Diesmal war ich auch clever genug, meine Kamera mitzunehmen, so dass ich einen kleinen Eindruck vom Klettern dort bekommt (die Kletterer sind Thu und Andrew, die Routen "Body Wax" und "Scorpion Child"), nicht zueltzt von der abgefahrenen Felsformation des "Sex Cave" und der texanischen Methode, Routen einzuhängen.

Freitag, 25. Januar 2008

Kinokultur I

Auch wenn ich es noch nicht selbst besucht habe, steht mein Lieblingskino in Austin schon fest: das Alamo Drafthouse, eine Vorliebe, die ich übrigens mit Quentin Tarantino teile. Nicht nur gibt es hier richtiges Essen während der Vorführung (bzw. das, was Amerikaner unter richtigem Essen verstehen), hier finden auch so großartige Veranstaltungen statt wie der "Air Sex Contest" (man denke Luftgitarre nur ohne Gitarre...), und als besonderes Special dürfen ausgewählte Besucher nach jeder Mitternachtsvorstellung des neuen Rambo selbst mal an den Flammenwerfer dran:



Noch Fragen?

SSN

Um meine Assimilation in die amerikanische Bürokratie zu vervollständigen, habe ich heute nun auch eine Social Security Number beantragt. Das befürchtete (beziehungsweise, in Erwartung interessanten Blogmaterials erhoffte) kafkaeske Erlebnis blieb mir aber erspart, anders als in manchen Berichten, die ich gelesen hatte, durfte ich keinen Plaudereien über Jugendstrafanstalten oder substance abuse lauschen, und ich musste auch keine drei Stunden warten, sondern nur eine, bis mich ein mittelmäßig unfreundlicher Amtsdrakoner nach meinen Papieren anherrschte. Auf jeden Fall war bei dieser Gelegenheit wieder einmal zu merken, dass das amerikanische Meldewesen mit der deutschen Gründlichkeit nicht vergleichbar ist. Die offiziellen Hinweisschilder an den Wänden drehten sich vor allem um die Frage, wie man den Behörden gegenüber die eigene Identität am besten nachweisen könnte. Auch wenn sie von jedem einreisenden Touristen die Fingerabdrücke, Netzhautscans, Kreditkartennummer und sexuelle Vorlieben kennen, wissen die amerikanischen Behörden von der und über die Existenz eines beträchtlichen Teils ihrer eigenen Einwohner offensichtlich nichts. Und das kann sich nicht nur auf diejenigen beziehen, die sich zwei Stunden südlich von Austin unter einem Zaun durchgegraben haben. Ein offensichtlich weit verbreitetes Delikt ist hier daher der sogenannte identity theft, weswegen es jetzt auch eine neue Regel gibt, dass man seine social security number nicht mehr als Autokennzeichen verwenden darf...

Donnerstag, 24. Januar 2008

Big spender

Ich komme gerade vom allgemeinen Department Meeting, dass sich für einen deutschen Akademiker insofern als eine surreale Veranstaltung erwies, als sich der überwiegende Teil der Diskussionen darum drehte, wie man das viele Geld, das aus unterschiedlichen Quellen auf das Department einprasselt, am besten wieder loswerden könnte: mehr Assitenten für die Zeitschriften, noch mehr Stipendien für grad students, ein paar Tausend mehr für die Austauschstudenten nach Oxford (der böse böse Euro macht die sonst noch arm), und der Rest auf die Gehälter - wer schon einmal in einer deutschen Universität an irgendwie mit administrativen Aufgaben befassten Zusammenkünften beteiligt war (auch Defizitverwaltung genannt), der weiß, wer hier der reiche Onkel ist. Hoffentlich steigt der Euro weiter.

Mittwoch, 23. Januar 2008

Meine neuen Lieblingssender Teil I

Gerne möchte ich meine armen kulturunterversorgten europäischen Blogleser (denn er wird durchaus auch in Österreich und der Schweiz gelesen) an den reichhaltigen Segnungen der amerikanischen Unterhaltungsindustrie teilhaben lassen und an dieser Stelle von Zeit zu Zeit über die Favoriten unter den 80 Fernsehsendern berichten, die ich empfange.
Sehr schnell ans Herz gewachsen ist mir der Sender mun2. Das muss man Spanisch aussprechen, dann heißt es "MunDos", und das Ganze ist eine Latino-Version von MTV, mit dem großen Unterschied, dass auf mun2 tatsächlich noch Musik läuft. Natürlich vor allem Latin-Sounds, so dass man hin und wieder die Lautsprecher vom Schmalz befreien muss, der sich immer recht hartnäckig in den Ritzen festsetzt, aber dafür swingt es natürlich auch nach allen Regeln der Salsa- und Cha Cha Cha-Kunst. Zwischendurch laufen auch mal Filme, wie Girlfight mit Michelle Rodriguez, für den community spirit.
Ganz besonders fasziniert bin ich von der Moderation von Yarel Ramos, hier kann man sich wirklich einmal anschauen, was mit Spanglish gemeint ist. Die Frau wechselt mit einer Geschwindigkeit zwischen Englisch und Spanisch hin und her, dass einem ganz schlecht werden kann. Zum Glück verstehe ich nur die Hälfte.

Dienstag, 22. Januar 2008

Hymne an einen Hauch


Zum Thema interkulturelle Unterschied nur ein paar Worte zum amerikanischen Toilettenpapier: zu den großen technischen Meisterleistungen dieser hochindustrialisierten Gesellschaft gehört es, dass sie Papier von einer schier unglaublichen Feinheit und Zartheit herstellen können, das noch den avanciertesten Japanischen Büttenschöpfer vor Neid direkt erblassen lassen würde. Dieser Hauch von Papier ist so dünn, dass nicht nur der Mond durch es hindurchscheinen könnte, vielmehr könnte man selbst durch mehrfach gefaltete Lagen hindurch noch in einer dunstigen Nacht problemlos Sternbilder erkennen. Ich vermute die Hersteller dieses Papiers im hiesigen Zentrum für Nanowissenschaften, scheint es doch tatsächlich gelungen, Oberflächen zu schaffen, die lediglich ein Molekül Dicke aufweisen. Herkömmlich europäisches Toilettenpapier kann im Vergleich nur wie Pappkarton wirken, ein barbarisch rauher Bruder dieser Cellstoff gewordenen Poesie. Gut, es ist nicht für jede Nutzung gleich gut geeignet, aber für die meisten Ergebnisse der Weltraumforschung gibt es ja auch noch keine direkten Anwendungsgebiete.

Klettervideo

Für alle echt Kletterinteressierten mit schneller Internetverbindung gibt es hier ein Video von der Route, die ich am Sonntag klettern durfte. Das Video ist (ganz offensichtlich) schon etwas älter, nämlich von 1995, aber die Route ist immer noch super!

Montag, 21. Januar 2008

Unileben I

Hier eine Bemerkung für diejenigen, die sich weniger für Klettern oder Shopping und mehr für das Unileben interessieren: zum einen finde ich es sehr faszinierend, wie sehr man als Uni-Tierchen schlagartig vertrautes Terrain betritt, sobald man sich auf einem Campus befindet. Bei aller Verschiedenheit ist einem doch so vieles vertraut, die Leute, die Gebäude, alles sieht irgendwie nach Uni aus. Gleichzeitig gibt es diese kleinen Unterschiede, die das Ganze natürlich spannend machen. Zum Beispiel die schrillende Pausenglocke, die den Beginn und vor allem das Ende jeder Stunde ankündigt. Und es ist wirklich nicht leicht, seine Studis nach dem Klang noch auf den Stühlen zu halten. Saved by the bell! Oder die Tatsache, dass das English Department über die nächsten vier Jahre zweieinhalb Millionen Dollar zusätzliche Mittel bekommt, weil es bei den internen Begutachtungen so gut abgeschnitten hat. Das sind so die Kleinigkeiten, die eine amerikanische Uni von einer deutschen unterscheiden.

Schöner Wohnen




Hier noch mal ein paar Bilder von meiner Wohnung, diesmal bei Sonnenschein und außerdem auch noch von außen, inklusive meiner "porch" (das ist hier in den Südstaaten schließlich sehr wichtig!).


Texaner sind super!

Ein Wort übrigens zu den Texanern, zumindest zu denen, die ich bisher getroffen habe. Laut gefühlter Statistik war mindestens jeder zweite, mit dem ich gesprochen habe, selbst schon einmal in Deutschland oder zumindest in Europa, alle sind unglaublich freundlich, weltoffen und tragen zumindest keine offensichtlichen Handfeuerwaffen (zumindest in einem Fall kann ich das sogar mit absoluter Sicherheit sagen, s.u...). Man mag dazu einwenden, dass eventuell Kletterer und UT-Studenten nicht repräsentativ sind, aber erstens passt auf den Kellner in Marble Falls diese Beschreibung ebenso, und zweitens muss ich mit anderen ja nichts zu tun haben!

Sonntag, 20. Januar 2008

We've made contact!

Ein weiterer strahlend schöner Tag, den ich erst mit ein wenig Arbeit begonnen habe, bis es mich nicht mehr drinnen hielt. Obwohl ohne Kletterpartner und ohne Kontaktnummern, beschloss ich, es auf eigene Faust in Reimer's Ranch, einem der beliebtesten Gebiete der Gegend, zu versuchen. Das Gebiet liegt etwa eine dreiviertel Stunde von meinem Haus entfernt, ein Nationalpark entlang dem Pedernales River, mit über 100 Routen und zumindest einem ordentlichen Überhang. Ich schaute mir das ganze Gebiet an und fand schließlich auch jemanden zum Klettern, Thu und seine Frau Natalie (?). Von da an war es, als hätte ich ein Rundum-Sorglos-Paket für Kletterer gebucht. Thu zeigte mir ein paar schöne leichte Routen zum Eingewöhnen, dann gingen wir zur Grotte, wo er alle Routen für mich vorklippte und auch wieder abbaute. Diese Leute hier verstehen es, mit einem Stick-Clip umzugehen! Ich konnte also ganz entspannt erste Erfahrungen mit dem Fels sammeln in sehr schönen steilen Routen (bzw. einem Zehn-Meter-Dach, bei dem man irgendwann die Füße höher hat als den Kopf...). Das auf dem Bild bin zwar nicht ich, aber zumindest hab ich die Route auch gemacht. Hier werde ich auf jeden Fall wieder hinkommen!

Zum Abschluss gab es dann noch eine echte Performance: einer der Kletterer hatte offensichtlich eine Wette verloren, mit dem Ergebnis, dass er eine der Routen dort splitternackt klettern musste. Seine Freundin und Thus Frau hatten ziemlich Panik wegen indecent exposure und standen zu beiden Seiten des Felsens Wache, aber zum Glück tauchten keine Frauen, Kinder oder Texas Ranger auf...

Samstag, 19. Januar 2008

Exploring the Hinterland



Nach einem komplett verregneten Freitag zeigte sich am Samstag endlich wieder die Sonne. Mein Kletterdate Zack hatte mir trotzdem abgesagt, da der Fels vermutlich noch weitgehend nass sein würde. Da es mich aber bei so gutem Wetter, und noch immer mit meinem Mietwagen ausgerüstet, nicht im Haus hielt, machte ich mich auf den Weg, das Hill Country in Austins Hinterland zu erkunden. Schließlich ist herumfahren eine nicht minder ur-amerikanische Tätigkeit als Einkaufen. Und tatsächlich hat die Gegend westlich von Texas deutlich mehr landschaftlich zu bieten als der unmittelbare Süden, vor allem sanfte Hügel und Wälder, allerdings alles noch ziemlich wintergrau.
Zuerst einmal fuhr ich zum Pace Bend Park (siehe Karte und Bild oben), wo man im Sommer zum Schwimmen, Wandern – und zum Deep Water Soloing gehen kann! Yipeeh, hoffentlich wird es bald wärmer (viel, viel wärmer...). Momentan war der Park noch ganz hübsch, aber eher unspektakulär und ziemlich leer. Dafür bekam ich dort (wie ich glaube, Ornithologen mögen mich anhand des Fotos korrigieren) einen Adler zu Gesicht.


In Marble Falls gönnte ich mir dann ob so viel Entdeckergeist mein erstes texanisches Steak. Nicht schlecht, muss ich sagen! Dann machte ich mich wieder auf den Heimweg, diesmal nördlich des Lake Travis.
Zu Hause angekommen und immer noch unternehmungslustig schwang ich mich aufs Fahrrad, um mal zu sehen, wie gut man damit in der Stadt herumkommt. Dabei hab ich festgestellt, dass Austin durchaus nicht zu groß ist, um auf dem Radl erkundet zu werden, in kürzester Zeit ist man durch die gesamte Downtown hindurch und beim Barton Creek Belt, einem städtischen Naherholungsgebiet und dem nächstgelegenen Klettergebiet. Eigentlich wollte ich dann schnell noch ein wenig bouldern gehen, doch die Halle hatte geschlossen. Statt dessen bin ich dann ins Kino und habe mir Cloverfield angesehen. Way cool! Auf den müsst ihr zu Hause noch ein kleines bißchen warten, aber das Ansehen lohnt sich auf jeden Fall.

Shoppingdetails


Auf einfachen Wunsch hin hier ein paar Details zu meinem Schuhhkauf: Meine neuen Chucks (nicht zu verwchseln mit Docs, das ist was Britisches) sind wohl die lustigsten Schuhe, die ich je besessen habe, schaut euch das Bild nur mal genauer an, das sind im Prinzip zwei Schuhe, die übereinandergestülpt wurden, ich werde wohl immer ca. eine halbe Stunde zum Zuschnüren einplanen müssen... Allein schon, um die richtige Schnürtechnik auszuwählen, denn davon gibt es unzählige Varianten, hihi!


Die anderen sind mehr dafür da, zu zeigen, das jetzt der Punk abgeht. Und sie haben ein ZWÖLFTEL vom deutschen Listenpreis gekostet!


Und zur Beruhigung aller, die um meine gender-Orientierung zu bangen beginnen (Obst essen? Schuhe kaufen?), ich hab mir auch ein Lautsprecher-Dockingstation für meinen (noch zu erstehenden) Ipod gekauft, mit der ich aber über Compi schon Musik spielen kann, damit ich nicht länger auf mun2 (gesprochen "Mun Dos") angewiesen bin, die Latino-Version von MTV (wo zumindest noch Musik läuft...).


So, jetzt aber genug gebloggt, draußen scheint im Gegensatz zu gestern die Sonne, und ich wollte mir mal das Hill Country ansehen, das Austiner Naherholungsgebiet und Herkunft berühmter texanischer Weine!

Freitag, 18. Januar 2008

Shop til you drop (Teil II)

Da heute mein erster Tag ohne echte Verpflichtungen war, und da es bereits seit dem frühen Morgen in Strömen regnete, und da ich noch mein Mietauto habe, beschloss ich nach einem fleißig arbeitsreichen Vormittag in meiner Bude, mich für den Rest des Tages einer ur-amerikanischen Tätigkeit zu widmen: dem Outlet-Shopping. Dafür fährt man als Austinite auf der I-35 einige Meilen nach Süden bis San Marcos (ich hab den Ort auf der Karte markiert). Dort gibt es dann zwei Outlet-Komplexe, die sich gewaschen haben. Hunderte von Shops sind hier aufgereiht in einem dem Markusplatz in Venedig nachempfundenen Stil... And you can't beat the price! So bin ich neben einer Daunenweste (es ist echt empfindlich kalt in diesem Texas momentan) auch an meine ersten Chucks gekommen (und gleich an meine zweiten, denn "Buy one, get the second pair half-price, d.h. sie haben noch ca. 10 € gekostet). Habe aber auch sinnvolle Dinge gekauft wie zB einen Fön, auf dass meine Erkältung sich nicht wieder meldet. Konsum macht glücklich, es lebe Amerika!

Donnerstag, 17. Januar 2008

Ab jetzt sammer mim Radl do

...denn vor wenigen Minuten hab ich ein selbiges erstanden. Für den Weg von und zur Uni ist es auf jeden Fall das schnellste, und so groß ist die (Innen)Stadt nicht, dass man sie nicht auch mit dem Bikl erkunden könnte. Man muss sich ja auch irgendwie seine liebenswerten europäischen Macken bewahren. Ist noch keine endgültige Entscheidung in Sachen Autokauf, aber ein großer Schritt in Richtung Mobilität!

Labels

Kleiner Tech-Talk: für all diejenigen, die sich vielleicht nur für einen Teil meiner Ausführungen in diesem Blog interessieren (und die vor allem blogspezifische Postings wie dieses gerne umgehen möchten) hab ich die Einträge jetzt mit Labels versehen, so dass man sich z.B. alles was mit Klettern, oder der Uni zu tun hat, zusammenhängen ansehen kann. Ich bin ein Fuchs.

Von Kursen und Haubitzen

Die Pflichten der Woche sind erfüllt, ich habe die erste Runde meiner beiden Kurse erfolgreich überstanden. Und dabei gleich gemerkt, wie unvorteilhaft es sein kann, wenn man das System nicht kennt. In meinem Fall das System, nach dem die Kurslektüren an die Studenten gebracht werden. In meiner vom deutschen Buchhandel geprägten paradiesischen Naivität ging ich davon aus, dass die Studis sich die Bücher schon besorgen werden. Die kennen aber als praktisch einzigen Weg den Gang zum Universitäts-Coop, wo man eben nicht nur Kaffeetassen und Cowboystiefel mit Universitätslogo bekommt, sondern auch die Kursbücher - sofern der Dozent sie dort rechtzeitig bestellt hat. Hab ich aber nicht, und jetzt müssen wir schauen, wie wir die Dinger herkriegen - und einstweilen improvisieren.


Ein klein wenig irritert war ich übrigens schon am Dienstag, als ich zu meinem zweiten Kurs ging. Der findet nämlich in der Russel A. Steindam Hall statt (siehe Foto), und dieses Gebäude wiederum dient vornehmlich dem Army Reserve Officers' Training Corps. Es ist schon ein wenig komisch, vorbei an Menschen in voller Kampfmontur, heroischen Inschriften, ein paar dekorativen Panzerhaubitzen und Kursankündigungen wie "M S 320 Advanced Military Science III" zu seiner Diskussionsrunde über Literatur des frühen 18. Jahrhunderts zu gehen. Aber zum Glück wollte dann tatsächlich niemand etwas von mir über Verhörmethoden oder Boden-Boden-Raketen hören.

Mittwoch, 16. Januar 2008

Jetzt schnallt euch an, hier! (coolest Widget ever)

Ich muss schon sagen, an so einem Blog rumzubasteln (anstatt ins Büro zu gehen (aber es ist ja auch noch recht früh)) macht schon gut Laune. Hab jetzt gerade ein extrem cooles neues Feature aufgenommen, für all diejenigen, die Karten mögen oder mehr in geografischen Dimensionen denken: wenn ihr ganz nach unten scrollt, dann seht ihr dort eine Karte von Austin, auf der einige für mich relevante Punkte bereits markiert sind, zB mein Büro, meine neue Wohnung, die Sportanlage, einige der näher liegenden Klettergebiete etc. Da wird sicher in Zukunft noch einiges dazu kommen, und so könnt ihr mein Leben in Zukunft auch aus der olympischen Perspektive mitverfolgen! Viel Spaß.

Home Sweet Home


Eigentlich wollte ich ja darauf warten, dass die Sonne scheint, um meine neue Bude in bestem Licht präsentieren zu können, aber der Wetterbericht verheißt nichts Gutes, deshalb gibt es jetzt eben ein Bild mit Grau hinter den Fenstern. Dies also ist mein Zimmer, ziemlich gemütlich, wie ich finde, und es gibt hier schon (fast) alles, was ich brauche. Demnächst werde ich meine Vermieterin fragen, obe es auch warmes Wasser gibt. Dafür hab ich schon einen Internet-Zugang, und das ist doch das wichtigste, denn so kann ich die Welt weiterhin ungehindert mit neuen Blog-Einträgen erfreuen!

Dienstag, 15. Januar 2008

Shop till you... are healthy

Nachdem ich nun eine feste Bleibe habe (davon später mehr), wollte ich mich schnell mal mit ein wenig Essen versorgen, um nicht nur auf die nährstoffreiche lokale Restaurantnahrung angewiesen zu sein. Also gleich zum nächstgelegenen größeren Supermarkt (siehe hier), der sich dann zu meiner nicht geringen Überraschung als eine überdimensionierte Mischung aus einem Reformhaus und dem Feinkost Käfer herausstellte! Unendliche Variationen an unglaublich gesundem Essen, gemischt mit feinstem Käse und Wein aus aller Welt, riesige Mengen wunderbares Obst und Gemüse (inklusive Kakteenblätter), Naturkosmetik und und und, alles frisch, alles organic und fair trade sowieso. What happened to unhealthy America? Und das in Texas! Und das war noch nicht einmal der größte Biomarkt der Stadt, denn eine große Bio-Kette hat ihren Hauptsitz hier samt Flagstore. Sollte ich doch nicht vollkommen aufgeschwommen und verfettet zurückkehren? (By the way: ich bin bereits seit über zwei Tagen hier, und ich habe noch keinen Hamburger, dafür aber schon einige Bananen und Äpfel gegessen...)

Rise and Shine

Und wieder hat ein für mich eher ungewöhnlich früher Morgen begonnen. Mal schauen, wie lange ich das durchhalte. Aber so hab ich tatsächlich noch Zeit zum Nachdenken vor meinem Kurs um 9:30. Also zu Hause wäre mir das nicht passiert...

Nachdem ich gestern tagsüber so viel erledigt hatte und ich mich jetlagbedingt noch beschäftigt halten wollte, hab ich abends tatsächlich noch meine Sachen gepackt und mir die Bouldergrotte angesehen. Hier ist übrigens das offizielle Bild von der Homepage der Uni:


Bei näherer Betrachtung stellte sich dann zweierlei heraus: auch wenn die ganze Anlage auf den ersten Blick ein wenig komisch aussieht, lässt sich natürlich trotzdem ganz gut bouldern, und entweder hängt mir die Weihnachtsvöllerei und der Neujahrsschnupfen noch nach, oder meine Boulderkraft bezieht sich nur auf blumenstraßiges Überhangleistengezerre, ich war auf jeden Fall ziemlich schnell ziemlich platt und hab mich alles andere als leicht getan. Aber ich hab ja genug Zeit, mich an diese Kletterei zu gewöhnen. Von meinem Büro bis zur Grotte sind es zu Fuß etwa vier Minuten.

Montag, 14. Januar 2008

Mein Büro


Hier ein erster Eindruck von meiner neuen Arbeitsstätte: auf und abgehen ist nicht, aber an Lesestoff wird es mir nicht mangeln...


Mission accomplisehd?

Tja, so schnell kanns gehen. Zumindest habe ich heute schon einiges erledigt. Ich habe meine Campus-ID bekommen, die man hier für so ziemlich alles außer Atmen braucht (man kann damit u.a. kostenlos das Bussystem benutzen). Dann habe ich meinen Computer fürs Uni-W-Lan eingerichtet, denn mein im Prinzip sehr schnuckliges Büro hat an technischem Gerät rein gar nichts außer einem Telefon bei dem man froh ist, dass man nicht mehr kurbeln muss. Das mit dem W-Lan ging auch nur auf Umwegen, da ich das System mit meinem German Operating System überfordert habe. Dafür bin ich mittlerweile auch stolzer Besitzer einer Recsports Membership (Freizeitsport der Uni) und eines Bouldering Pass zur freien Benutzung der Bouldergrotte. Die hab ich mir auch schon angeschaut, und irgendwie konnten sich die Errichter nicht entscheiden, ob sie einen Boulderraum oder eine Kletterhalle bauen wollten, zumindest ist es für das eine eigentlich zu klein, für das andere dafür eher komisch geschnitten... naja, wir werden sehen, ob man da trotzdem ein wenig trainieren kann.

Nachdem ich das alles erledigt hatte, hab ich mich an mein Hauptproblem gemacht, die Wohnungsfrage. Das Wetter ist hier zwar sehr mild, aber die Obdachlosen sehen doch irgendwie ungesund aus, also ist das keine Option. Ich hab erstmal eine Makler-Agentur angerufen (das ist hier für den Mieter kostenlos, der Vermieter zahlt), und die haben mir gleich gesagt, dass es nur ganz ganz wenig möblierte Zimmer gibt, und für weniger als 6 Monate schon gleich gar nicht. Aber sie werden schauen, was sie für mich tun können. Rufen Sie uns nicht an, wir rufen Sie an.

So ermutigt hab ich weiter herumgesucht. Auf einen Hinweis für ein möbliertes Zimmer im Februar, das aber schon vergeben war, bekam ich eine andere Nummer zugespielt, und siehe da, es gab ein Zimmer, ziemlich gut gelegen, beziehbar ab sofort, vollständig eingerichtet. Ich hab es mir gerade angesehen, und es ist wirklich sehr gemütlich (schlägt mein Hotelzimmer um Längen, und vermutlich auch alles, was man sich hier an Möbeln mieten könnte). Einer der Haken ist, dass ich vermutlich im März für zwei Wochen ausziehen muss, aber da wird sich sicherlich eine Alternative finden lassen. Also werde ich wohl morgen aus meinem Motel auschecken und in eine feste Bleibe einziehen.

Die Wohnung liegt so nahe am Campus (ca 20 Minuten zu Fuß, direkt an der Buslinie), dass ich schon wieder unentschieden bin, wie sehr sich ein Auto lohnen wird. Der Campus lässt sich problemlos erlaufen, die Bouldergrotte ist keine 5 Minuten entfernt, Restaurants und Shopping sind auch alle in der Nähe - und gleich um die Ecke von mir gibt es eine Autovermietung mit guten Weekend-Specials. Was also soll ich tun?

Guten Morgen Texas!


Dank Jetlag bin ich hier in Texas natürlich gleich zum Frühaufsteher mutiert und warte jetzt darauf, dass das Hotelfrühstück beginnt. Zeit für einen kleinen unnützen Blogeintrag. Heute werd ich mal an der Uni vorstellig zwecks Papierkram und so, und dann wird es ernst: die Wohnungssuche geht los! Wünscht mir Glück.

Sonntag, 13. Januar 2008

Ich bin drin!



Nach gefühlten fünfunddreißig Passkontrollen und achtundzwanzig Securitychecks sowie hundert Stunden Mittelgang-Mittelplatz-Letzte-Reihe-Sitzen befinde ich mich nun tatsächlich auf amerikanischem Boden, habe meinen Mietwagen organisiert und auch mein Motel gefunden. Jetzt fehlt mir nur noch etwas zu Essen, aber dieses Problem werde ich jetzt angehen, nachdem die Welt da draußen von meiner unversehrten Ankunft in Austin erfahren hat.




Samstag, 12. Januar 2008

Wenn einer eine Reise macht...


...dann kann er was erzählen. Das steht zumindest zu erwarten. Und da ich mich morgen in den Flieger setzen werde, um für vier Monate nach Texas zu gehen, und da das Internet als Erzählmedium gerade voll im Kommen ist (siehe hier), habe ich diesen Blog eingerichtet, um meine kommenden Erfahrungsberichte und Bilder zu sammeln, auf dass all diejenigen, die sich dafür interessieren, hier von Zeit zu Zeit nachsehen können, ob es etwas neues aus dem Land der Cowboys und Ölfelder gibt.



Momentan gibt es nur mein Gepäck zu bewundern. Mal schauen, ob da genug Zeug für vier Monate drin ist... aber der Dollar steht ja durchaus günstig!