Mittwoch, 27. Februar 2008

Hoher Besuch, Teil 2


Tja, und plötzlich ist Texas ganz wichtig. Da die für nächsten Dienstag anstehenden Vorwahlen in Texas (und Ohio) vermutlich entscheidend sein werden für die Bestimmung des demokratischen Präsidentschaftskandidaten, bekommen wir hier gerade eine Menge Extrazuwendung, und das heißt: hohen Besuch. Heute abend war Bill Clinton so freundlich, vor dem Uni-Hauptgebäude (und damit keine hundert Meter von meinem Büro entfernt) eine Rede zu halten. Und diesmal habe ich sogar einige Wartezeit auf mich genommen, um den alten Schwerenöter einmal live zu sehen. Dabei durfte ich feststellen, dass sich parteipolitische Veranstaltungen in Amerika von denen in Deutschland doch einiges unterscheiden.
Im Vorprogramm bekamen wir unter anderem geboten: eine Gruppe leicht stämmiger Fratboys die offensichtlich eine Art Balztanz aufführten, einige übermotivierte studentische AktivistInnen, die die Vorwahl mit der eigentlichen Präsidentschaftswahl verwechselten, einen mit T-Shirts um sich werfenden Masseneinpeitscher, der sich wahrscheinlich von der Jerry Springer-Show hierher verirrt hatte, und zu guter letzt noch Sean Astin, besser bekannt als Sam Gamgee aus der "Herr der Ringe"-Trilogie (was bei mir die Frage aufwarf, ob Frodo wohl gerade bei Obamas gleichzeitig stattfindender Rally war?).
Nach all dem und ein bisschen Warten marschierte dann tatsächlich Bill, getragen von U2s "Where the Streets have no Name" (sollte das eine Spitze gegen Texas sein, Bill?) ein und begann zu reden.
Der Mann kann tatsächlich reden, ziemlich gut und überzeugend. Und ziemlich lange. Irgendwann beschlossen Julia, Lars und ich, dass wir jetzt genug tolle Sachen über die Angetraute dieses Mannes gehört hatten, und gingen einen Happen essen. Vermutlich spricht er immer noch.

Dienstag, 26. Februar 2008

A Message to the People...


Wie heißt es in den zahlreichen Werbespots auf allen Kanälen momentan immer so schön: "I am Barack Obama, and I approve this message." Ich approve diese Message auch, und um meinen eigenen kleinen Beitrag zur technischen Weiterentwicklung Europas zu leisten, rufe ich hiermit alle meine echten Freunde dazu auf, qua Registrierung bei Facebook zu meinen virtuellen Freunden zu werden. Viva Web Zwei Null!

Montag, 25. Februar 2008

And the Oscar goes to...

Der Klettersamstag war offensichtlich so intensiv, dass ich am Sonntag ziemlich entspannt unterwegs war (sprich: müde). Es ging zwar wieder zum Klettern, aber ohne die ganz großen Ambitionen, statt dessen mit einigem faulen in der Sonne herum liegen, und Pläne schmieden für die Woche des Spring Break (so wie es aussieht, geht es zum "Last Chance Canyon"). Am Abend hatte dann Lars mich und einige weitere Kollegen eingeladen, um die Oscarverleihung anzusehen ("The Superbowl for Humanities Scholars", wie er sich auszudrücken beliebte). Oder anders ausgedrückt, die glamouröse Variante des Eurovision Song Contests (über den mich letztens im Boulderraum Zack ausgefragt hat, da er "European Government" studiert und einen Artikel zum Thema referieren musste). Es war ein sehr lustiger Abend, Lars hatte Zettel für alle vorbereitet, auf denen man seine Tipps abgeben konnte, wobei ich feststellen musste, dass ich von allen nominierten Filmen circa drei selbst gesehen hatte. Vielleicht sollte ich doch einmal etwas an meinem Musikgeschmack ändern.




Und hier noch der Spruch des Tages:

Samstag, 23. Februar 2008

House of PIN

Hmm, ich fürchte, meine Blogeinträge fangen langsam an, repetitiv zu werden: ja, ich war heute Klettern, ja, es war sehr schönes Wetter, strahlende Sonne und fast ein wenig zu heiß, man musste sich durchaus Schatten suchen, ja, ich war wieder ganz gut unterwegs und konnte mit House of Pain das letzte der drei "Projekte" klettern, die ich mir vorgenommen hatte - jetzt muss ich mir etwas ganz neues suchen. Bzw. erst einmal trainieren für den "Limestoner"-Wettberwerb. Doch davon ein andermal mehr.
Neu ist, dass ich danach zum ersten Mal in einem "echten" mexikanischen Restaurant war (nachdem ich gestern zum ersten Mal in einem richtigen Tex-Mex-Lokal war), wenn auch Natalie, die ja Mexikanerin ist, an der Authentizität des Etablissements gezweifelt hat.
Nicht ganz so nach Plan ging heute früh der Versuch ein wenig Geld vom Automaten zu ziehen. Da man hier ständig und alles mit seiner Kreditkarte bezahlt (selbst das Sandwich bei Quizno's) und daher selten Bargeld braucht, und da ich ein Zahlenlegasteniker bin, hab ich es geschafft, seit dem letzten Abheben meine PIN zu vergessen... Jetzt darf ich am Montag mit meiner Visakarte in der Hand bei einer Bank aufkreuzen, yipeeh!

Freitag, 22. Februar 2008

Mitm Radl um den Town Lake

Heute nach der Arbeit war ich mit meinem Kollegen Lars noch eine kleine Radtour machen, einmal rund um das, was sie hier den Town Lake nennen, was aber, wie man der Karte unschwer entnehmen kann, in Wirklichkeit nur der unwesentlich aufgestaute Colorado River ist. Ganz egal, die Tour ist nett und führt die meiste Zeit direkt am Wasser entlang, vorbei an so vielen Joggern, dass man sich schon zu fragen beginnt, wovor die Amerikaner eigentlich auf der Flucht sind, bis man just in diesem Moment ein T-Shirt entdeckt mit der Aufschrift: "Get Lost and Find Yourself"...

Donnerstag, 21. Februar 2008

Debattierclub

Der heutige Abend in Austin war hoch politisch, denn wir hatten hohen Besuch an der Uni: Hillary Clinton und Barack Obama gaben sich auf dem Campus die Ehre einer letzten öffentlichen Debatte. Der Besuch dieser Veranstaltung war natürlich äußerst exklusiv (irgendwo war die Rede von Parteispenden nicht unter 3000 $), und selbst für den großen Public Viewing Event im Texas Ballroom war ich zu spät dran, weswegen ich mir das ganze schließlich mit Lars in einem Restaurant angesehen habe. Hier ist ein kleiner Eindruck vom politisch-studentischen Aktivismus im Vorfeld der Veranstaltung:



Für all diejenigen, die sich die Debatte nicht angesehen haben, das überraschendste war wohl, dass es weitgehend staubtrockenen Hillary in den letzten zwei Minuten tatsächlich gelungen ist, den Charismatiker in einer Charmeoffensive zu übertrumpfen. Sympathischer bleibt er trotzdem.

Mittwoch, 20. Februar 2008

On Campus

Heute war weitgehend ein fleißiger Tag. Sprich ich saß den ganzen Tag über im Büro und habe gearbeitet. Mittags war ich dann mit einem Kollegen vietnamesisch (allerdings mit texanischen Portionen) essen , den ich vergangenes Wochenende auf der Party kennen gelernt hatte. Abends war dann der Staat Israel so nett, auf der South Mall, dem Grünstreifen direkt neben meinem Büro, ein kleines Festival einzurichten (die Israel Block Party), und die Musik fing auch gerade an, als ich den Laden dicht machte, aber die "world famous Israeli hip hop band Hadag Nachash" konnte mich doch nicht wirklich lange zum Bleiben bewegen, und so bin ich noch eine Runde zum Bouldern gegangen.

Dienstag, 19. Februar 2008

Phones, Drugs, and Rock'n Roll

Verdammt, jetzt muss ich mir doch sofort ein iphone kaufen! Dies hier ist vollkommen off-topic und hat nichts mit meinem Leben in Austin zu tun (außer vielleicht dass hier auch sehr viel tolle Musik gespielt wird), aber nachdem Jan mich auf die faszinierende Welt des iGuitar-Spielens aufmerksam gemacht hat, wollte ich euch diesen Schritt in der Evolution des Mobiltelefonierens nicht vorenthalten:



Rock On!

Montag, 18. Februar 2008

Noch'n Gedicht

Für meine Kurse hab ich heute viel gelesen,
"Don Juan" ist ein wahrhaft's Langgedicht,
nach tausend Versen kann ich nurmehr Schnee sehn,
doch les' ich weiter, s'ist ja meine Pflicht.
Lese auch Pope und Swift über der Frauen Wesen
doch was da steht, das wiederhol' ich nicht,
Nach der Lektüre fänd ichs nur halt prima,
nutzt' ich für diesen Blog ottava rima.

Sonntag, 17. Februar 2008

Fast Food Climbing

Nachdem wir gestern so tapfer im Regen geklettert waren (zumindest Thu und ich), bekamen wir heute einen wohlverdienten strahlenden Tag mit idealen Bedingungen, sonnig, ein bißchen Wind und nicht zu heiß. Nachdem ich den Vormittag mit einer Biograpie von Alexander Pope verbracht hatte, holten Natalie und Thu mich gegen Mittag ab und wir fuhren raus zu Reimers Ranch. Dort konnte ich dann tatsächlich schon wieder mein gestern erst eröffnetes Projekt "Block Party" klettern, eine super(pumpige) Dachtraverse mit Heelhooks ohne Ende und einem kleinkratzigen Wandausstieg. Noch gehen mir die Routen nicht aus, aber das Klettern hier bekommt langsam etwas von Fast Food...

Statt Fast Food sind wir dann aber am Abend noch in einem richtigen austiner Restaurant eingekehrt, im Kerbey Lane Café, wo es Tacos, Quesadillas und Pancakes gab. Yummy!

Vom Regen in die Party

Der Tag fing nicht gerade vielversprechend an, denn es war saukalt und schüttete ziemlich, dabei ist Wochenende und damit Kletterzeit! Eine Weile lang hörte ich von keinem meiner potentiellen Kletterpaqrtner etwas und verbrachte den Vormittag aus Verzweiflung arbeitend, dann meldete sich Thu und war bereit, mit mir raus zu fahren in der Hoffnung auf trockene Überhänge. Kurz nach Mittag fuhren wir zur Reimers Ranch und durften dort feststellen, dass wir die einzigen Besucher im ganzen Park waren! Was für Weicheier! Die Wände waren auch wirklich trocken, nur die Luft und der Fels waren ziemlich kalt, so dass wir bei der ersten Route vollkommen erfrorene Finger hatten. Danach wurde es aber immer besser, ebenso wie das Wetter, und am Ende lugte sogar die Sonne kurz hervor. Nun habe ich ein neues Projekt für mich gefunden und noch eine schöne Route geklettert - ein super Klettertag also, allen Witterungsumständen zum Trotz. Danach wurde ich von Natalie und Thu bekocht, was extrem lecker war (vielleicht weil sich beim Kochen die mexikanischen, vietnamesischen und amerikanischen Einflüsse ideal vermischten), und kam gerade rechtzeitig nach Hause, um von Lars und Julia (meinen Kollegen hier) abgeholt und zu einer Party eines anderen Kollegen zu fahren. Dort konnte ich dann tatsächlich mal ein paar Worte mit einigen aus dem Department wechseln, was sehr nett und unterhaltsam war.

Donnerstag, 14. Februar 2008

Meine Lieblingssender, Teil II

Wie ich schon einmal erwähnt habe, empfange ich auf meinem Fernseher ca. 80 Sender, aber wenn ich versuche, mich systematisch durch diese hindurchzuzappen, um auf diese Art und Weise einen Überblich über das amerikanische Fernsehprogramm und damit über die amerikanische Kultur zu bekommen, schaffe ich es in der Regel nicht weiter als bis zum Kanal 16. Meistens bleibe ich bei Kanal 16 hängen, die Hand mit der erhobenen Fernbedienung und dem Zeigefinger auf dem Kanalschalter verharrt regungslos in der Luft, mein Mund steht offen und meine Augen versuchen, das was ich sehe und höre mit meiner eigenen Realitätswahrnehmung überein zu bringen. Kanal 16 ist "Public Access Community Television" (PACT), der offene Kanal von Austin.
Aus der Vielzahl der interessanten... Dinge, die man dort zu sehen bekommt, möchte ich heute, auch weil es gerade eben läuft, die Sendung "The Freeman Perspective" herausgreifen. Freeman ist ein freundlicher Mann mit Schnauzbart und Pferdeschwanz, der, manchmal allein und manchmal mit der Hilfe befreundeter Experten, uns Zuschauern eine Stunde lang erklärt, dass die Sirianer die US-Regierung beauftragt haben, HAARP zu bauen, um unseren Planeten in ihr Sonnensystem transportieren zu können, und das entweder die Regierung, oder die Freimaurer, oder Kaninchenzüchterverein Kaufbeuren die gesamte Welt mit experimentellen Kondensstreifen bedeckt (den sogenannten Chemtrails), um das Weltklima zu verändern. Heute geht es übrigens um "Atmospheric Beasts". Ich könnte dem Mann stundenlang zuhören, aber leider ist immer irgendwann Schluss. Danach kommt "Hispanic Today - Catholic Charities of Central Texas".

Mittwoch, 13. Februar 2008

Ein Monat

Heute ist es genau ein Monat, seitdem ich von Bayern nach Texas gekommen bin. Zeit, ein kurzes Resumé zu ziehen. Ich habe mich ziemlich gut eingelebt, fühle mich eigentlich recht wohl in meiner kleinen Rüschendeckenbude, und seitdem das Wetter immer wärmer wird, muss ich immer seltener auf meine Daunenweste und meine enorm lächerlichen Daunenhausschusäcke zurückgreifen. Austin als Stadt und vor allem das Univiertel gefallen mir weiterhin sehr gut. Die Kurse an der Uni laufen jetzt, die Vorbereitungszeiten nehmen etwas ab, so dass ich hoffe, in den nächsten Wochen auch wieder mehr zum Habilitieren zu kommen. Mein Sozialleben spielt sich weitgehend in zwei Bereichen ab, im Internet und beim Klettern. Wie ihr den Links zu Fotoalben entnehmen konntet, hab ich jetzt einen Facebook-Account, was wirklich erstaunlich sozial ist. Außer netten Bekanntschaften, abendlichen Gesprächen im Boulderraum und Beschäftigung am Wochenende liefert mir das Klettern natürlich noch Spaß an der Sache und die nötige Bewegung (zusammen mit dem Fahrradfahren), um optisch meine Breite auf Dauer von meiner Höhe unterscheiden zu können (siehe Fastfood). Heute Abend war ich mit zwei Kollegen im IHOP Restaurant (International House of Pancakes). Im Fernsehen läuft Rodeo, und demnächst kommen Hillary und Obama vorbei. Willkommen in Texas!

Dienstag, 12. Februar 2008

"The Only Thing I'm Losing on this Scale...

...is my sense of humor." (Garfield) Wann immer ich selbst zweifle, dass es mir gelingen wird, den überproportionalen Konsum von Fastfood-Müll durch die Beigabe von frischem Obst und sogar gelegentlich einem Salat zu kompensieren, dann hole ich mir Trost und Ermunterung von meiner neuen Lieblingssendung: "The Biggest Loser". Das ist so eine Art Mischung aus "Big Brother" und der Dschungelshow, nur mit Fetten. Die werden (weil ein Fetter offensichtlich noch nicht abendfüllend ist) zu zwei Teams zusammengepackt, und dann wird abgenommen bis die Schwarte kracht. Wer am Ende am meisten Gewicht verloren hat, der ist dann eben der "größte Verlierer", davor aber werden jede Woche tränenreich Teammitglieder rausgeschmissen, weil sie immer noch fett sind. Außerdem gibts natürlich jede Menge Fitness- und Ernährungstips. Es besteht also noch Hoffnung für mich.

Montag, 11. Februar 2008

Supercruiser ole!

Der zweite Klettertag im mittlerweile altbewährten Reimer's Ranch durfte die Früchte ernten, deren Saat ich im Schweiße meines Angesichts am Vortag ausgestreut hatte. Zuerst einmal machte ich nicht noch einmal den Fehler, mich von Thu dazu zu überreden, durch "Mantis" durchzubouldern. Hier ist ein Bild der Route, das ihrer Kratzigkeit jedoch leider keineswegs gerecht wird:



Kelly und Stephen versuchten sich dann an Scorpion Child (siehe Blog zum 26.01), was für Kelly sehr tapfer war (bei ihrem letzten Versuch in dieser Route hatte sie sich ihren Fuß gebrochen) und für Stephen sehr erfolgreich. Es war seine erste Route in diesem Grad, aber es wird mit Sicherheit nicht seine letzte bleiben. Hier cruist er ganz entspannt durch den Abschnitt nach dem Dach:

A propos cruisen: ich hatte mir nach dem Aufwärmen meine Kraft aufgespart für die Route "Super Cruiser", die ich am Vortag ausgebouldert hatte. Und nachdem ich einmal ganz ganz oben, beim vorletzten Zug, noch rausgesemmelt bin, ergab sie sich dann im zweiten Versuch. Yipeeh! Hier ein Bild vom unteren Teil der Route, das in etwa erklären dürfte, warum sie mir und meinen Mimosenfingern sehr entgegenkommt:

Weitere Bilder gibt es übrigens hier. Das vermutlich nächste Projekt trägt dann den ermutigenden Namen "House of Pain". Freuen wir uns auf das kommende Wochenende.

Sonntag, 10. Februar 2008

Projekte und Familienanschluss

Viel Neues lässt sich vom gestrigen Klettertag nicht berichten. Ich bin so gegen Mittag mit Thu und Natalie nach Reimer's Ranch gefahren, und es war wieder einmal super heiß (die Aufwärmrouten in der Sonne wurden eher zu Durchlauferhitzern). Ich hab mich dann einmal (auf Thus gutes Zureden und gegen den dringenden Rat sämtlicher anderer Kletterer) in Thus Traumaroute hineingewagt, aber die Züge, die einem dort abverlangt werden, sind nichts für meine zarten Finger. Dafür hab ich später ein anderes Projekt gefunden, das mir bedeutend mehr zusagt. Mal sehen, vielleicht klappt's ja heute.
Nach dem Klettern waren wir dann noch bei Andrew und seiner Familie zum Essen eingeladen. Das war sehr nett, wenn auch nur bedingt ein Einblick in das echte texanische Leben, denn Andrew und Julia sind beide Briten.

Samstag, 9. Februar 2008

Austin bei Nacht

Es gibt noch nichts neues zu berichten, war gestern nur an der Uni, hab mir zum zweiten Mal einen Vortrag über "Middlemarch" angehört, langsam wünsche ich, es wäre nicht gerade die Viktorianik-Professur, die zur Vergabe steht... aber ich glaube, bald haben wir alle Kandidaten durch. Jetzt sitze hier zu Hause rum und hoffe darauf, dass das mit meiner Mitfahrgelegenheit klappt.

Einstweilen noch zwei Nachträge von meinem letzten Ausflug.


Freitag, 8. Februar 2008

Window-Shopping on SoCo

Nach meinem unbeabsichtigten Klettern hab ich den Rückweg über SoCo gewählt. Das ist die Abkürzung für "South Congress (Street)" und im Besonderen die Bezeichnung für einen Abschnitt dieser Straße südlich von Downtown, in dem sich etliche alternative Läden, Kneipen, Restaurants und ähnliches ballen. An jedem ersten Donnerstag des Monats findet dort ein kleines Straßenfestival statt, mit langen Öffnungszeiten, Marktständen und - wie könnte es in Austin anders sein - jeder Menge Livemusik. Hier ein paar Eindrücke von meinem Window-Shopping:




Und die letzten beiden Bilder sind ganz speziell für Anni (sie weiß, warum):


Zum Klettern gezwungen

Nachdem ich gestern meine beiden Kurse erfolgreich hinter mich gebracht hatte und draußen schönstes mild-sonniges Wetter vorherrschte, hielt es mich einfach nicht lange im Büro. Schon seit einiger Zeit wollte ich einmal ausprobieren, wie lange man wohl mit dem Fahrrad zum Barton Creek Greenbelt brauchen würde, dem am nächsten gelegenen Klettergebiet hier in Austin. Da ich aber nach der letzten Trainingssession unbedingt eine Pause brauchte, hatte ich gleich gar keine Kletterausrüstung dabei. Es sollte nur ein Sightseeing-Ausflug werden.

Nach einer dreiviertel Stunde (und ein wenig Suchen) kam ich bei meinem Ziel an, wo ich an der New Wall auf Pete und die Austin Climbers traf, für die diese Wand ein regulärer Dienstag- und Donnerstagabend-Treff ist. Pete lies sich dann nicht von seiner Meinung abbringen, dass ich, wo ich doch schon einmal da sei, auch ein paar Routen zu klettern hätte, überreichte mir seinen Gurt und suchte nach dem kleinsten paar Schuhe (die Texaner leben alle auf recht großem Fuß). Ich hab dann drei Routen geklettert (und gemerkt, dass ich wirklich einen Ruhetag brauche). Da alles so schnell ging, konnte ich keine eigenen Fotos machen, daher hier ein Fremdfoto von der Route "Hysteria":

Das ganze Gebiet ist echt cool, über hundert Routen in feinem Kalk, und der Speck ist nichts, was jemanden schrecken kann, der am Schleier Wasserfall oder in den Hessigheimer Felsengärten geklettert ist. I'll be back!

Donnerstag, 7. Februar 2008

Der Riss und Ich

Da es einen einstimmigen Protest dagegen gab, dass ich selbst auf den Bildern meines Blogs nie zu sehen bin, und da ich nun von Tiffany einen Zugang zu ihren Fotos bekommen habe, trage ich an dieser Stelle gern noch ein paar vom vergangenen Wochenende nach.

Zuerst einmal eines vom abendlichen Abhängen. Von links nach rechts sind hier Kelly, Stephen und Tim zu sehen, den ganz rechts kennt ihr ja:

Hier außerdem ein paar Bilder vom Abhängen tagsüber. Dies hier ist wieder "Little Feat", eine der Routen, die ich tatsächlich klemmen konnte.

Und hier ist der Beweis: Hände und Füße im Riss! Autsch.


Zuletzt noch eines von mir am Einstieg von "Shrike". Hier kann man schön die Sicherheitsvorkehrungen sehen, die verhindern sollen, dass der Kletterer im Falle eines Sturzes (im Toprope allerdings eher unwahrscheinlich) in zwei Stücke gespalten wird.

Wem das jetzt immer noch nicht genug Fotos waren, der kann sich weitere in meinem gerade eben erstellten Facebook-Album ansehen.

Dienstag, 5. Februar 2008

Meet the Neighbour

Zu meiner Wohnsituation ist vielleicht zu ergänzen, dass ich nicht der uneingeschränkte Herrscher über mein kleines Reich über der Garage bin. Ein Teil dieser Ebene ist (mit eigenem Eingang) abgetrennt als ein Büro. Dort sitzt von Zeit zu Zeit abends ein Mann und arbeitet. Ich grüßte ihn bisher stumm im Vorbeigehen, denn er sah stets in Arbeit vertieft aus. Seit gestern kenne ich nun auch seinen Namen und die Frucht dieser Arbeit. Der Mann heißt Shayne McGuire, ist Wirtschaftsautor und an diesem Tag kam sein erstes Buch heraus: Buy Gold Now: How a Real Estate Bust, our Bulging National Debt, and the Languishing Dollar Will Push Gold to Record Highs. Ich bin mir allerdings nicht sicher, wie verkaufsfördernd es ist, die essentielle und letztendliche Botschaft des Buches so ganz der Titelseite anzuvertrauen. Wird jemand das Buch (momentaner Amazon-Verkaufsrang #490,555) kaufen? Wird jemand danach Gold kaufen?
Mir reicht momentan noch die Tatsache, dass ich weiterhin in Euro bezahlt werde.

STOP 4-WAY

Zu den beeindruckenderen amerikanischen Leistungen auf dem Gebiet der sozialen Interaktion gehört das unfallfreihe Meistern der Vorfahrtsregeln bei Kreuzungen gleichberechtigter Straßen. Denn da wir uns hier im Land der unbegrenzten politischen Korrektheit befinden, darf natürlich auf keinen Fall links vor rechts gelten. Das System funktioniert vielmehr ein wenig anders:
In der Regel steht an jeder Ecke der Kreuzung ein Schild mit der Aufschrift "Stop 4-Way". Wenn sich mehrere Fahrzeuge einer solchen Kreuzung nähern, dürfen sie in der Reihenfolge hineinfahren, in der sie angekommen sind. Anschließend wird wechselseitig weiter gefahren , bis die Kreuzung leer ist, und dann gilt wieder, wer zu erst da, war fährt zu erst.
An einer Nord-Süd ausgerichteten Kreuzung geht es zum Beispiel wie folgt: Der Erste kam von Norden oder Süden und darf in jedem Fall zuerst fahren. Wenn der weg ist darf, je ein Fahrzeug aus Ost/West-Richtung (egal ob geradeaus oder als Abbieger), dann wieder je ein Fahrzeug aus Nord/Süd-Richtung und dann wieder Ost/West usw. Bei weitgehend gleichzeitigem Eintreffen an der Kreuzung wird die Vorfahrt per Handzeichen geregelt. Dies erfordert ein raumzeitliches Vorstellungsvermögen, eine soziale Kommunikationsfähigkeit und vor allem ein defensives Fahrverhalten, dass man den Erfindern des modernen Präventivkrieges gar nicht zugetraut hätte. Und es funktioniert tatsächlich!
Außer man nähert sich einer solchen Kreuzung mit dem Fahrrad. Dann gibt es zwei Möglichkeiten: entweder, man wird gar nicht als ernstzunehmender Verkehrsteilnehmer wahrgenommen und sollte daher besser nicht auf sein "First Come First Serve"-Vorrecht beharren. Oder aber, man bekommt eine Vorzugsbehandlung, entweder weil man als irgendwie verkehrsbehindert angesehen wird, oder aber (für die, die Al Gore gewählt hätten) als moralisch höherstehendes Wesen. Vielleicht wird man ja auch für Lance Armstrong auf Trainingsrunde gehalten, der Gute hat schließlich Austin zu seiner Heimat erklärt, da ihm Dallas zu konservativ war. Warum auch immer, in diesen Fällen hält alles an und winkt den Fahrradfahrer durch. Zwischen den beiden Möglichkeiten rechtzeitig zu unterscheiden, ist eine gewissen Herausforderung. Thank God for Speed Limits.

Sonntag, 3. Februar 2008

ERock, Tag 2


Der zweite Tag weckte uns, trotz bedeckten Himmels, mit noch wärmeren Temperaturen als der vorherige. Es sollten schließlich bis zu 27 Grad werden (Celsius!), so dass am Ende die Wasservoräte schneller schwanden als unser Durst.


Als erstes widmeten wir uns "Little Feat" (Bild oben und unten), einem Riß mit der stolzen Bewertung von 5.9 (UIAA VI). Und nachdem das Niveau derart herabgesenkt war, gelang es mir doch auch tatsächlich (selbstverständlich im Toprope), mich die Route heraufzuklemmen. Das Gute ist, dass die Schmerzen in den Füßen weitgehend von denen in den Händen ablenken und umgekehrt.


Es warteten aber noch weitere Schmankerl auf uns. Wirklich angenehm sind Risse nämlich dann, wenn man sie nicht klemmen muss, sondern piazzen kann. Dies ist in wirklich wunderschöner weise der Fall bei "Fear of Flying". Obwohl diese perfekte Rißverschneidung daher mit 5.10c (VII-) eincheckt, war sie vergleichsweise so leicht, dass Stephen und ich darin Schnelligkeitswettbewerbe austragen konnten.

Die etwas härtere Art der Piazzkletterei stellte dann Shrike dar. Hier musste man sich an einer nur wenige Zentimeter großen Kante festkrallen und die Füße auf millimetergroßen Tritten anschmieren, in der Hoffnung, dass das hält - das Foto sollte in etwa einen Eindruck davon vermitteln.

Das war zwar anstrengend, aber ich kam zumindest vom Fleck. Ganz anders als in "Texas Crude", einem 5.10b Riß, in dem ich mich, einmal verkeilt, beim besten Willen nicht mehr vorwärts bewegen konnte.


Die ganze Aktion war ein großartiges Erlebnis das ich nicht missen möchte, und mit Sicherheit eine Erweiterung meines Kletterhorizontes. Und jetzt freu ich mich wieder auf den Kalk.

Samstag, 2. Februar 2008

ERock, Tag 1


Die vergangenen zwei Tage im Enchanted Rock Park waren wirklich ein super Erlebnis, ein toller Ausflug in die Wildnis und eine Lektion in Demut. Der Enchanted Rock ist ein sogenannter Pluton, laut Wikipedia ein innerhalb der Erdkruste auskristallisierten Intrusivkörper aus magmatischem Gestein. Das heißt, dass aus der hügeligen texanischen Busch- und Baumlandschaft auf einmal mehrere riesige Steinhauben auftauchen mit gewaltigen Blöcken außen herum. Für die Kletterer heißt das, dass mitten in einer Gegend, die sonst nur Kalkstein aufzuweisen hat, ein Granitjuwel liegt mit unglaublich glatten Platten und perfekten Rissen. Für den Frankenjurakletterer heißt das, dass er für zwei Tage von der Illusion, er könne klettern, Abschied nehmen darf.


Doch der Reihe nach: ziemlich früh (7 am) brachen wir (Stephen, Kelly und ich) auf , um nach einem kurzen Stop in der German Bakery von Fredericksburg (dieser Ort ist einen eigenen Besuch und mindestens einen Blogeintrag wert) den Park zu erreichen, wo wir Tim und Tiffany trafen. Wir schnürten unsere nicht unerheblichen Bündel und latschten erstmal zum Campsite, um die Zelte aufzuschlagen. Dann ging es zu den Felsen, wo wir uns als erstes an eine der merkwürdigsten Routen machten, die ich je erleben durfte: "Cave Crack". Das ganze ist eine sehr leichte Rißroute innerhalb eines gewaltigen Spaltes / Höhle, aus der man wieder nach draußen ins Freie klettert.


Das Foto dürfte in etwa einen Eindruck davon vermitteln. Ich hatte auf jeden Fall meine liebe Not, mich mitsamt Kamerarucksack durch diesen granitenen Geburtskanal zu pressen... und das Ende der Route sieht dann so aus:


Danach ging es zu einem anderen Bereich, wo eine ganze Reihe von Rissen auf uns warteten. Obwohl ich mittlerweile gelernt hatte, mir die Hände entsprechend zu tapen, ließ meine Klemmtechnik doch ziemlich zu wünschen übrig, so dass ich die meisten Routen eher nicht im echten Rißstil begangen habe. Dafür gab es einige Gelegenheit, mich an die Eigenheiten dieses Granits zu gewöhnen und die wärmende Sonne zu genießen.

Freitag, 1. Februar 2008

Lehren, Bouldern, Saufen

Ein Nachtrag vielleicht noch zum gestrigen Tag: während der überwiegende Teil mit erwartbaren Tätigkeiten verstrich (siehe Überschrift), zeichnete sich der Abend durch zweierlei Besonderheiten aus: ich war mit einem Kollegen einen gepflegten Drink auf Austins berühmter 6th Street heben, und zweitens aus diesem Grund länger auf als bis 11 Uhr pm. Die Sixth Street und ein paar angrenzende Bereiche sind das Ausgehviertel von Austin, hierhin ergießen sich an den ensprechenden Abenden die Legionen von UT-Studenten - zumindest diejenigen unter ihnen, die alt genug sind, um Alkohol trinken zu dürfen. Ich nehme an, die anderen geben sich zu hause im Wohnheim die Kante. Da wir allerdings insgesamt ein bißchen zu früh unterwegs waren, haben wir den großen Trubel eher touchiert als in ihm mitzuschwimmen, wie der begnadete Dokumentarfilmer dieses kleinen cineastischen Meisterwerkes:

Wort zum Freitag

Liebe Bloglesergemeinde, ihr müsst jetzt sehr stark sein. Nicht nur musstet ihr schon mit Entsetzen feststellen, dass ich gestern keinen einzigen klitzekleinsten Blogeintrag geschrieben habe, nein, es kommt noch viel schlimmer: ich werde die nächsten zwei Tage mit ein paar Kletterern hier von der Uni zum Enchanted Rock fahren (der texanischen Variante des Ayers Rock), um mich dort meinen bekanntlichen Lieblingsbeschäftigungen zu widmen, dem Platten- und dem Rißklettern in Granit. Aus diesem Grund wird es in dieser Zeit auch keine weiteren Blogeinträge geben. Statt dessen hoffentlich dann Anfang der Woche ein Bericht, vielleicht auch mit Fotos, vielleicht auch von meinen blutig geschundenen Fingern (denn anders als beim Bouldern in Fontainbleau, lieber Bruder, muss man beim Rißklettern tatsächlich mit so etwas rechnen).