Sonntag, 2. März 2008

And the Limestoner goes to...

Diesen Samstag fand im Klettergebiet Reimers Ranch der 9. jährliche Limestoner-Wettbewerb statt. Die Veranstaltung wird von den Central Texas Mounteneers (in etwa: Alpenvereinssektion Zentraltexas) organisiert und ist gleichzeitig das große Get-Together der texanischen Kletterszene. Nur an diesem Wochenende ist es gestattet, im Park zu Campen. Es gibt Essen, einen Verkaufsstand und am Abend Diashows, am Sonntag dann Workshops, diesmal u.a. mit Boone Speed.

Der Wettkampf selbst findet in verschiedenen Disziplinen statt, Sportklettern, Bouldern, Ausdauer und Speedklettern, dazu gibt es verschiedene Leistungslevels, Anfänger, Intermediate, Fortgeschrittene, und bei den Herren noch "Elite". In der Disziplin Sportklettern galt es, zwischen 9 und 16 Uhr fünf möglichst schwere Routen sturzfrei zu begehen (Vorstieg gab Extrapunkte). Zumindest gehen die fünf schwersten Routen in die Wertung ein, je nach Schwierigkeit bekommt man Punkte, die dann addiert werden. Nachdem ich ja schon einiges hier hatte klettern können, wollte ich mich gerne an dieser Disziplin beteiligen.

Meine Voraussetzungen hätten besser nicht sein können. Am Freitag wachte ich mit den unverkennbaren Anzeichen einer beginnenden Erkältung auf. Den ganzen Tag über war ich total schlapp und wie benebelt, weswegen ich nicht nur meinen Laptop im Büro vergaß, sondern schließlich auch meinen Schlafsack für das Campen, als ich am Abend mit Stephen, Kelly und Luis rausfuhr. Außerdem hatte ich mir eine Isomatte mit Loch geliehen, die nur etwa eine halbe Stunde lang Liegekomfort bot. Entsprechend großartig und erfrischend war meine Nacht.

Am Samstag ging es dann trotzdem pünktlich um 9 Uhr los, und auch wenn ich mich zwischendurch immer ziemlich fertig fühlte, klappte es mit dem Klettern errst einmal genau nach Plan. Die ersten drei von mir ausgesuchten Routen im Bereich 5.12b/c konnte ich auf Anhieb klettern, und somit Zeit und vor allem Kraft sparen. Von diesen Erfolgen beflügelt, beschloss ich, es mit "House of Pain", meinem letzten 5.13a-Projekt zu versuchen. Die Begehung war von Anfang an weniger dynamisch und sicher als beim ersten Durchstieg, dennoch konnte ich am Ende (meiner Kräfte) schließlich den Umlenker klinken. Daraufhin versuchte ich, das Niveau zu halten und eine Route zu begehen, die aufgrund eines sehr harten Einstiegsboulders eine hohe Bewertung hat. Da ich den Boulder das letzte Mal (ist schon ein paar Wochen her) sehr frisch und ausgeruht begangen hatte, war er mir nicht als allzu hart in Erinnerung geblieben, diesmal jedoch zerrte ich an den kleinen Griffen weitgehend ergebnislos herum. Schnell brach ich den Versuch ab, und wand mich einer schönen großgriffigen Affenturn-Route zu. Aus Konzentrationsmangel versemmelte ich gleich den etwas athletischen Einstiegsboulder, rutschte ab und musste wieder runter. Puh! Ermüdung machte sich nun ziemlich deutlich bemerkbar. Das drückend schwüle Wetter des Vormittags war nun Sonne und brennender Hitze gewichen. Ich stieg trotzdem sofort noch einmal ein, denn die Zeit wurde langsam knapp, passte diesmal ein wenig besser auf, und konnte mich dann die vielen großen Griffe hinaufschütteln. Jetzt hatte ich meine fünf Routen beisammen. Es war halb vier.

Kelly hatte in der Zwischenzeit auch nicht gerade geschlafen, und eine beachtliche Reihe von Begehungen für sich verbucht. Eine Route fehlte ihr noch. Da die letzten härteren Versuche fehlgegangen waren, wollte sie nun auf Nummer sicher gehen, und eine leichter bewertete Route klettern, die sie gut kannte. Dafür mussten wir bis zum anderen Ende des Klettergebietes hetzen, aber der Versuch klappte auf Anhieb und sollte ihr schließlich bei den Damen den ersten Platz einbringen. Es war jetzt 3:45. Direkt neben Kellys letzter Route befindet sich "Supercruiser", meine erste 5.13a hier, ziemlich pumpig und nach oben hin immer schwerer werdend. Da sämtliche Expressschlingen in der Route bereits hingen, beschloss ich einen weitgehend hoffnungslosen Versuch in allerletzter Minute. Zu meinem völligen Erstaunen schaffte ich es durch die erste schwere Passage ohne allzu aufgepumpte Arme, fand genug Ruhe, um einen wichtigen Knieklemmer fast schmerzfrei anzubringen, krallte mich durch den Abschlussboulder und befand mich plötzlich am Umlenker!

Damit hatte ich eine ziemlich gute Kollektion an Routen und kaum noch genug Energie, um zum Parkplatz zurück zu laufen, wo die Siegerehrung stattfinden sollte. Dort wurden dann in aufsteigendem Niveau die Siegerplätze bekannt gegeben und die Preise verliehen. Als es schließlich an die Elite-Kategorie ging, stellte sich heraus, dass drei Kletterer einen Gleichstand erreicht hatten, Matt, Phil und Michael, alles drei superstarke Kletterer, die nun die weitere Rangfolge durch einen Liegestützwettbewerb unter sich ausfechten mussten. Ich hatte mir natürlich insgeheim schon erhofft, unter die ersten drei zu kommen, und damit auch einen Preis mit nach Hause zu nehmen, aber ich war gleichzeitig wirklich heilfroh, dass ich nun nicht auch noch Liegestütze machen musste! Ich wäre vermutlich nach der dritten einfach mit dem Gesicht im Staub liegen geblieben.

Um so überraschter war ich dann, als sich herausstellte, dass die drei Jungs um die Plätze 2, 3 und 4 gekämpft hatten. Denn mit einem einzigen Punkt Führung (von ca. 200) ging der erste Platz dieses Wettbewerbs an - mich! Jetzt habe ich ein nagelneues 60-Meter-Seil und die Möglichkeit, speziell für mich eingebohrte Routen in Potrero Chico in Mexiko erstzubegehen. Ich war absolut platt, in jeder Bedeutung des Wortes, freute mich natürlich riesig über diesen Erfolg, aber nicht viel weniger über die Dusche und mein Bett, als ich am Abend schließlich wieder zu Hause war.
Dies waren meine Routen:
- Body Wax (5.12b)
- Learning to Crawl (5.12c)
- Scorpion Child (5.12c)
- House of Pain (5.13a)
- Rain Dance (5.12b)
- Supercruiser (5.13.a)

(Anm.d. Red.: die Bilder sind übrigens vom letzten Jahr, aber sobald es welche von diesem gibt, werde ich sie nachreichen)

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ganz schlicht: Super gemacht und deshalb "Congratulation ..."!!! Es ist stolz auf Dich und freut sich mit Dir
Papandreas
(Die bloody Germans haben schon 'was drauf!)

Anonym hat gesagt…

Herzlichen Glückwunsch! Nicht schlecht, Kollege - und in einer schönen Form von Understatement berichtet. Gar nicht so einfach zu schreiben, dass man der Beste ist, wa? :)

Irgendwie bekommt Lust aufs klettern, wenn man sich hier regelmäßig aufhält...