Freitag, 18. April 2008

El Potrero Chico II


Als wir am nächsten Morgen aus den Zelten krochen, konnten wir zum ersten Mal den Potrero Chico richtig sehen. Ich denke, jedem Kletterer dürfte die Freude bei einem solchen Anblick klar sein!
Uns aber stand erst einmal Arbeit bevor, schließlich waren wir ja nicht "nur" zum Klettern hier, sondern zum Route eröffnen und erstbegehen. Unser Organisator für die ganze Aktion war Dane, der, ursprünglich aus Austin, mittlerweile hier lebt und seine Tage damit verbringt, das Klettergebiet zu erschließen und eine neue Auflage seines Kletterführers zu schreiben.
Freundlicherweise hatte Dane unser Projekt bereits vorbereitet, d.h. er hatte zwei Umlenkhaken und ein Fixseil angebracht. Es braucht also nur eine kurze Einführung ins Jümarn, und dann konnte es losgehen. Der erste Arbeitsgang bestand darin, die potentielle Route von allem losen Gestein sowie unerwünschter Vegetation zu befreien. Da dies hier Mexiko ist und nicht Baden Württemberg, kann man dabei bedenkenlos mit Hammer und Eispickel zu Werke gehen:

Das dauerte den ganzen Vormittag, und danach ging es erst mal in den nächstgelegenen Ort, Hidalgo, um eine Kleinigkeit zu essen. Dann, zurück in der Wand, kam der nächste Schritt, das einbohren.


Hierbei muss man vor allem gut überlegen, wo man die Haken plazieren möchte, damit man sie gut beim Klettern einhängen kann, und die Abstände vernünftig sind. Wir haben versucht, weder eine Hakenleiter noch einen Klettereralptraum zu kreieren. Und für all diejenigen, die der Überzeugung sind, ich wäre zu ungeschickt, um einen Dübel in die Wand zu bohren, bittesehr:

Der letzte Arbeitsgang war mit Abstand der unangenehmste, denn nun musste man die Route von Dreck und Staub befreien, der sich auf allen Griffen gesammelt hat. Wer mich kennt, der weiß, dass Dreck und Staub nicht unbedingt mein Lieblingsaspekt beim Klettern ist. Danach aber ging es endlich ans Klettern. Da es sich ja um ein Gemeinschaftsprojekt handelte, und ich mittlerweile die texanische Cowboyhöflichkeit angenommen habe, ließ ich Kelly den vortritt, mit immerhin der Chance, dass sie den Flash nicht schaffen würde.

Doch sie erwies sich der Herausforderung als durchaus gewachsen und durchstieg die Route souverän im ersten Versuch. Danach machte ich die zweite Begehung, und wir einigten uns auf eine Bewertung von 5.11a. Als Routenname folgten wir einem Vorschlag von Dane und nannten die Route (auch da es hier nicht besonders viele weibliche Erstbegehungen gibt) "Machisma".

Keine Kommentare: